Wirksamkeit der Lingualtechnik
Auch ein zweiter vermeintlicher Nachteil der Lingualtechnik erweist sich letztendlich als Vorteil. Das Anbringen der Brackets auf der Zahninnenseite mildert die sogenannte Okklusion, die einen Kontakt der Zähne des Oberkiefers mit dem Unterkiefer meint. Dadurch werden jedoch die Zähne aus der ursprünglichen Verzahnung mit dem Gegenkiefer gelöst und können deshalb leichter bewegt werden. Dabei werden sie nicht bei jedem Zusammenbiss wieder in ihre ursprünglich Stellung zurückgedrängt.
Das Verfahren der Lingualtechnik und der Behandlungsablauf
Die Lingualtechnik ist ein technisch aufwändiges Verfahren und das sowohl in der kieferorthopädischen Labortechnik als auch für den Kieferorthopäden selbst bei der Behandlung. Dabei begründet sich dies einerseits in der schwierigen Zugänglichkeit der Lingualflächen am Zahn als auch in den engeren Bracketabständen auf den Zahninnenseiten. Zusätzlich wirken auch durch die Spannung auf der Zahninnenseite andere biomechanische Kräfte. Im Folgenden stellen wir die Anfertigung einer Zahnspange nach der Lingualtechnik in den einzelnen Schritten dar.
Vorbereitung: Lingualtechnik im Labor
Zunächst werden vom Patienten Abformungen vom Ober- und Unterkiefer angefertigt und eine Bissnahme gemacht, die die genaue dreidimensionale Stellung der beiden Kiefer zueinander abbildet. Danach werden zunächst Gipsmodelle vom Kiefer im Labor gefertigt und die lingualen Brackets auf dem Gipsmodell positioniert. Ferner wird eine Kunststoffschiene für die Übertragung der Bracktes auf den Kiefer des Patienten angefertigt, in der die Brackets in Position bleiben, bis sie auf den Patienten übertragen werden.
Übertragung und Fertigstellung der lingualen Spange am Patienten
Nach einer Zahnreinigung und chemischen Vorbereitung der Zähne werden die Brackets mit dem Zahnschmelz in der richtigen Position verklebt. Hierbei spricht man von einer indirekten Klebetechnik, da diese mit Hilfe der Übertragungsschiene ausgeführt wird. Dieser Arbeitsschritt beeinflusst in Abhängigkeit von seiner Genauigkeit maßgeblich auch das Behandlungsergebnis. Danach werden die sogenannten Führungsbogen in die Slots (Kerben) der Brackets eingearbeitet.
Weiterer Behandlungsablauf
In den folgenden Monaten der Behandlung werden dann in regelmäßigen Abständen neue Führungsbögen in unterschiedlicher Größe und entsprechender Krafteinwirkung eingesetzt, wobei selbstligierende Brackets hierbei den schwierigen Zugang zum Lingualraum erleichtern. Wenn die Behandlung abgeschlossen ist, folgt eine sogenannte Retentionsphase, um das Behandlungsergebnis zu sichern. Hierbei werden dann herausnehmbare Fixierschienen zumeist nachts getragen oder festsitzende Retainer angebracht. Bei festsitzenden Retainern handelt es sich um einen Draht auf der Innenseite der Schneidezähne, der dann dauerhaft für eine bestimmte Zeit fixiert wird.
Die Behandlungsdauer mit der lingualen Zahnspange
Je nach individuellem Fall kann die Behandlungsdauer mit einer Zahnspange in Lingualtechnik zwischen einigen Monaten und bis zu vier Jahren dauern. Dabei wurde bei diesen Zeitangaben die Retentionsphase nach Entnahme der festen Zahnspange nicht eingerechnet, denn nur die erste Phase zur Korrektur der Fehlstellung zählt zur Dauer der Zahnbehandlung.
Das anschließende Tragen der Retainer kann je nach Stand der Behandlung und der zahnmedizinischen Vorgeschichte sowie dem Alter des Patienten einige Jahre andauern. Dabei soll diese Phase der Stabilisierung der neu positionierten Zähne Rückstellungen vermeiden. Hierbei gilt, je länger die Retentionsphase andauert, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass die behandelten Zähne in ihrer korrigierten, neuen Position bleiben.